Präoperative Erwartungsoptimierung bei Hüft- und Kniegelenksersatz: Patient/-innenbefragung zur Bedarfseinschätzung und systematische Literaturrecherche zu realistischen Erwartungen
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Die Totalendoprothese (TEP) des Knie- oder Hüftgelenks zählt zu den häufigsten operativen Eingriffen in Deutschland. Trotz meist erfolgreicher medizinischer Ergebnisse profitieren nicht alle Patientinnen im gleichen Maße vom Eingriff. Ein zentraler Einflussfaktor auf das subjektiv wahrgenommene Operationsergebnis sind die Erwartungen der Patientinnen. Da Erwartungen veränderbar sind, bieten sie einen vielversprechenden Ansatzpunkt für präoperative Interventionen.Ziel dieser Studie war es, (1) mittels eines Fragebogens den Bedarf aus Patient*innensicht für eine präoperative Intervention zur Erwartungsoptimierung zu erheben und (2) im Rahmen einer systematischen Literaturrecherche realistisch erreichbare postoperative Aktivitäten zu identifizieren, die als Grundlage für eine solche Intervention dienen können. In einer querschnittlichen Befragung von Patient*innen (N = 41) gaben 47 % an, an einer vorbereitenden Intervention interessiert zu sein. Es zeigten sich Informationsdefizite sowie ein ausgeprägter Wunsch nach zusätzlichen Informationen zu lebensqualitätsbezogenen Themen. Präsenzformate wurden gegenüber internetbasierten Angeboten bevorzugt, wobei die technische Ausstattung für eine digitale Umsetzung bei der Mehrheit vorhanden war. Die systematische Literaturrecherche umfasste 37 Studien. Diese zeigten, dass 59–97 % der Patientinnen innerhalb von 4 bis 12 Wochen nach einer Totalen Knieendoprothese (TKA) bzw. 70–97 % innerhalb von 1 bis 17 Wochen nach einer Totalen Hüftendoprothese (THA) an ihren Arbeitsplatz zurückkehrten. Die Rückkehr zum Sport gelang 77 % der Patientinnen nach TKA und 74 % nach THA. Etwa die Hälfte der untersuchten Sportarten wurde postoperativ empfohlen. Die Ergebnisse zeigen, dass ein relevanter Anteil der Patient*innen ein Interesse an einer präoperativen Erwartungsintervention hat. Gleichzeitig bestehen Informationslücken, insbesondere in Bezug auf alltagsrelevante Aktivitäten nach der Operation. Eine gezielte Intervention zur Erwartungsoptimierung könnte dazu beitragen, realistische Zielvorstellungen zu fördern und die Patientenzufriedenheit langfristig zu verbessern.