Zwischen Selbstverwirklichung und Systemzwang. Über Singularität, Trägheit und die Zukunft des digitalen Gesundheitswesens.

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Abstract

Der Essay reflektiert aus soziologischer und kulturkritischer Perspektive die Widersprüche,die sich im Zuge der Digitalisierung des Gesundheitswesens zuspitzen. In einer spätmodernenGesellschaft, die Individualität zur Norm erhebt und zugleich Systeme zunehmend datenbasiert,effizient und evidenzgesteuert organisiert, geraten Gesundheitsakteuren in einenstrukturellen Zielkonflikt: Sie sollen zugleich einzigartig und regelkonform, empathisch undtechnologisch kompetent agieren. Das digitale Gesundheitswesen verspricht Präzision,Transparenz und Entlastung – bringt aber auch eine neue Form der Entfremdung mit sich.Identitäten in den Gesundheitsberufen werden durch die Spannung zwischen menschlicherBeziehungsarbeit und algorithmischer Steuerung herausgefordert. Der Essay argumentiert,dass diese Entwicklung Ausdruck einer kulturellen Überforderung ist: Der Mensch passt sichzu bereitwillig an – und verliert dadurch seine kollektive Handlungsfähigkeit. Nur eine bewussteRückbesinnung auf die relationalen Grundlagen des Gesundheitswesens kann verhindern,dass Digitalisierung zu sozialer Erosion führt, statt zu nachhaltigem Fortschritt.

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